Russin Sofia Sapega in Belarus zu langjähriger Haftstrafe verurteilt
Ein belarusisches Gericht hat die russische Staatsangehörige Sofia Sapega zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Sie wurde zusammen mit dem Journalisten Raman Protasewitsch am Mai 2021 nach der erzwungenen Landung einer Ryanair-Maschine in Minsk verhaftet. Zahlreiche Länder, darunter auch EU-Staaten, verhängten strenge Sanktionen gegen Belarus wegen des Vorfalls, der als „vorsätzlicher Verstoß gegen alle internationalen Luftfahrtvorschriften“ bezeichnet wurde.
Nach ihrer Festnahme erklärte sich die 24-jährige Studentin bereit, bei den Ermittlungen zu kooperieren und schrieb außerdem ein Gnadengesuch an Alexander Lukaschenko. Am 25. Mai 2021 strahlten staatliche Sender ein Video aus, in dem Sapega sagt, sie sei Redakteurin des Telegram-Kanals „Das Schwarze Buch von Belarus“ gewesen, der die persönlichen Daten von Sicherheitsbehörden veröffentlichte. Es gibt keine weiteren Hinweise auf ihre Beteiligung an dem Projekt. Solche Videoaufnahmen sind eine übliche Taktik der belarusischen Polizei. Durch Druck und physische Gewalt werden die Verhafteten gezwungen, sich selbst zu belasten.
Sapegas Fall wurde hinter verschlossenen Türen verhandelt. Zu den Anklagepunkten, die gegen sie erhoben wurden, gehören Aufstachelung zu sozialem Hass, Androhung von Gewalt gegen Polizeibeamte und Behinderung der legalen beruflichen Tätigkeit eines Journalisten. Die junge Frau steht seit Juni letzten Jahres in Lida unter Hausarrest, während sie ihre Strafe in einer Kolonie des allgemeinen Strafvollzugs verbüßen wird. Nach der Urteilsverkündung wurde die Russin noch im Gerichtssaal in Gewahrsam genommen und in die Untersuchungshaftanstalt gebracht.
Darüber hinaus ist Sapega verpflichtet, den Opfern eine Entschädigung und die Gerichtskosten in Höhe von umgerechnet 50 Tausend Dollar zu zahlen. Laut Informationen des russischen Dienstes der BBC wird Sapega, falls Lukaschenko sie nicht begnadigt, darum bitten, sie zur Verbüßung ihrer Strafe nach Russland zu schicken.