Zwei Jahre nach dem Tod von Raman Bandarenka. Wer wurde bestraft?
Raman Bandarenka wurde am 11. November 2020 vom Platz des Wandels entführt und von Einsatzkräften verprügelt. Am nächsten Tag starb er im Krankenhaus an seinen Verletzungen. In Belarus werden immer noch Menschen dafür bestraft, dass sie die Wahrheit über Ramans Tod fordern.
„Ich gehe raus“ war die letzte Nachricht, die Raman Bandarenka im Chat mit seinen Nachbarn schrieb, bevor er hinunter zum Platz des Wandels ging, wo Unbekannte in der Nacht die weiß-rot-weißen Bänder, ein Symbol des Protests gegen Diktatur und Gesetzlosigkeit, durchgeschnitten hatten. Dort wurde er von maskierten Männern in Zivil verhaftet und in einem Kleinbus weggefahren, bevor er später bewusstlos auf die Polizeiwache gebracht wurde. Am Abend des 12. November 2020 starb Raman auf der Intensivstation an seinen lebensgefährlichen Verletzungen.
Heute, am zweiten Jahrestag von Ramans Tod, versammeln sich die Belarusen im Ausland, um ihm und allen anderen vom Regime Getöteten zu gedenken. Im Land selbst ist so etwas zu gefährlich.
Die Untersuchung von Ramans Mordfall wurde erst drei Monate später eröffnet und schon kurz darauf von der Generalstaatsanwaltschaft wieder eingestellt, mit der Formulierung, dass es unmöglich sei, die für den Tod verantwortlichen Personen zu identifizieren. Trotz der Tatsache, dass Journalisten mit großer Wahrscheinlichkeit die Personen identifiziert haben, die sich am Abend des 11. November auf dem Platz des Wandels aufhielten. Allerdings waren es genau die Journalistinnen, die in erster Linie vom Regime bestraft wurden. Die TUT.BY-Journalistin Kazjaryna Baryssewitsch wurde für sechs Monate inhaftiert, weil sie den Notarzt Arzjom Sarokin interviewt hatte, der die Angaben der Generalstaatsanwaltschaft, wonach Roman angeblich betrunken gewesen sei, bestritt.
Der Mord an Raman Bandarenka löste in der belarusischen Gesellschaft eine Welle der Empörung aus. Im ganzen Land fanden Gedenkveranstaltungen statt, und am Ort der Tragödie, dem Platz des Wandels, wurde eine öffentliche Gedenkstätte errichtet. Der Marsch zum Gedenken an die bei den Protesten vom 15. November 2020 Getöteten wurde gewaltsam aufgelöst und mehr als 1.100 Menschen wurden festgenommen. Einige Stunden später wurde auch die öffentliche Gedenkstätte für Raman entfernt. Wegen Live-Berichterstattung vom Tatort wurden die Belsat-Journalistinnen Kazjaryna Andrejewa und Darja Tschulzowa verhaftet. Darja wurde kürzlich freigelassen, nachdem sie ihre volle zweijährige Haftstrafe abgesessen hatte, während Kazjaryna aufgrund von neuen Vorwürfen zu acht Jahren Gefängnis verurteilt wurde.
Seit dem 31. August 2022 befindet sich der orthodoxe Priester Uladsislau Bahamolnikau in Haft, nachdem er einen Gedenkgottesdienst für den ermordeten Raman Bandarenka abhielt und zur Unterstützung des politischen Gefangenen Ihar Losik in den Hungerstreik trat.