Swetlana Alexiewitschs Werke inspirieren Hollywood. In Belarus werden sie auf „Extremismus“ geprüft
Das Buch „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“ der belarusischen Schriftstellerin Swetlana Alexiewitsch soll in Hollywood als Fernsehserie verfilmt werden. Herausgeber Boris Pasternak schrieb auf Facebook, dass der entsprechende Vertrag bereits unterzeichnet wurde. Angesichts des überwältigenden Erfolges der Serie „Tschernobyl“ vom US-Streaminganbieter HBO, die in großen Teilen auf Alexiewitschs Buch „Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft“ basiert, sei ein internationaler Wettbewerb um die Rechte an der neuen Serie entbrannt, erklärte Pasternak. Swetlana Alexiewitsch bestätigte im Interview mit „Zerkalo“, dass mehrere große Hollywood-Studios Interesse an einer Verfilmung geäußert hatten und Angelina Jolie eine der Rollen übernehmen sollte.
„Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“ brachte Alexiewitsch ihren ersten internationalen Erfolg. Es basiert auf Interviews mit sowjetischen Frauen, die den Zweiten Weltkrieg erlebt hatten, und wurde erstmals 1983 von mehreren Verlagen gleichzeitig veröffentlicht. Bereits Ende der 1980er Jahre erreichte die Gesamtauflage 2 Millionen Exemplare. Aktuell hat das Buch durch die russische Invasion in der Ukraine eine neue Relevanz erlangt.
Während die Literaturnobelpreisträgerin in Hollywood immer gefragter wird, könnten ihre Bücher in Belarus als extremistisch eingestuft werden. Das belarusische Kutusministerium der Kultur teilte mit, dass Alexiewitschs Bücher zur Begutachtung an eine Spezialkommission für Extremismus geschickt wurden. Zuvor war gemeldet worden, dass Schulbibliotheken eine Liste mit 33 Autor*innen erhielten, darunter auch Alexiewitsch, deren Bücher aus dem Verkehr gezogen werden sollten. Seit August 2021 gehören die Werke der Schriftstellerin nicht mehr zum Lehrplan der Schulen.
2015 erhielt Swetlana Alexiewitsch den Nobelpreis für Literatur für ihren Buchzyklus „Stimmen der Utopie“, der mit dem Buch „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“ beginnt. 2020 wurde die Schriftstellerin zum Mitglied des durch die Opposition gegründeten Koordinierungsrates. Im September des gleichen Jahres reiste sie auf Einladung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes nach Deutschland aus. 2021 wurde das von ihr geleitete belarusische PEN-Zentrum aufgelöst. Im Frühjahr 2022 nahm das US-Magazin Forbes Swetlana Alexiewitsch in seine Liste der 50 erfolgreichsten Frauen über 50 in der EMEA-Region (Europa, Naher Osten und Afrika) auf.