Olympiaskandal: NOC suspendiert Läuferin und versucht sie nach Minsk zu entführen
Der Sportskandal mit den belarusischen Läuferinnen bei den Olympischen Spielen erfährt eine immer größere Resonanz. Er begann damit, dass drei belarusische Athletinnen mangels der erforderlichen Anzahl von Dopingkontrollen nicht zu den Olympischen Spielen zugelassen wurden. Darunter sind auch zwei Sprinterinnen, die sich auf den Staffellauf vorbereiteten. Belarusische Sportfunktionäre entschieden sich, die Läuferin Kristina Timanowskaja ohne ihr Wissen auf den Staffellauf 4 x 400 Meter zu setzen (sie ist auf solche Distanzen nicht spezialisiert).
Einen Tag zuvor hatte Timanowskaja ein Video aufgenommen, in dem sie sich darüber empörte, dass sie bei den Olympischen Spielen für die 100 und 200 m gemeldet war, aber in einer dritten Disziplin, der 4 x 400 m-Staffel, antreten musste: „Es hat sich herausgestellt, dass unser Führungsteam alles für uns entschieden hat. Aber warum sollten wir für diese Fehler verantwortlich sein? Warum muss ich diese Probleme lösen?“.
Am 2. August sollte Timanouskaja im 200-Meter-Lauf antreten, doch unmittelbar nach ihrem öffentlichen Auftritt beschlossen die belarusischen Behörden, Timanowskaja gewaltsam von Tokio nach Minsk zu bringen. Das belarusische Nationale Olympische Komitee (NOC) teilte mit, dass Timanowskaja aufgrund des „emotionalen und psychologischen Zustands“ der Leichtathletin „auf Anraten der Ärzte“ von der Teilnahme an den Olympischen Spielen suspendiert wurde. Nach Angaben der Sportlerin hat der Arzt sie nicht untersucht. Die Läuferin erklärte den Reportern: „Mir wurde gerade gesagt, ich solle meine Koffer packen und nach Hause fliegen.“
Zum Schutz der Athletin trafen die örtliche Polizei und Journalist*innen am Flughafen Tokio ein. Dort konnte sie mit Vertretern des MOC und den Organisatoren der Olympischen Spiele in Tokio sprechen.
Später wurde Kristina Timanowskaja vom Flughafen an einen sicheren Ort gebracht. Sie beabsichtigt, politisches Asyl in Europa zu beantragen, und bereits mehrere Länder, darunter Polen und Tschechien, erklärten sich bereit ihr zu helfen.