Mitarbeiter des „Presseclubs Belarus“ freigelassen
Nach fast acht Monaten Haft wurden die Mitglieder des Teams des „Presseclubs Belarus“ freigelassen.
Ende Dezember 2020 wurden die Gründerin des „Presseclubs“, Julija Sluzkaja, der Regisseur Sjarhej Alscheuski, die Programmdirektorin Alla Scharko, der Kameramann Pjotr Sluzki (Sohn von Julija Sluzkaja) und zwei ehemalige Mitarbeiter der Belteleradiocompany, Ksenija Luzkina und Dsjanis Sakalouski im Rahmen einer Repressionswelle gegen unabhängige Medien und NRO festgenommen. Die im „Presseclub-Fall“ inhaftierten Personen wurden als politische Gefangene eingestuft.
Julija Sluzkaja wurde direkt am Flughafen festgenommen, als sie aus dem Urlaub zurückkehrte. Ihre Vernehmung dauerte ohne Anwalt fast 36 Stunden. Während dieser Zeit durfte Julija nur eine Stunde lang schlafen – am Tisch sitzend, bei eingeschaltetem Licht. Danach wurde ihr Sohn Pjotr festgenommen. „Ich habe verstanden, dass Petja einfach als Geisel genommen wurde, weil er Kameramann und Tontechniker ist und nichts mit Finanzangelegenheiten zu tun hatte. Und er saß in einer der schlimmsten Zellen dieses Gefängnisses, im Keller, wo es immer feucht ist, wo 25 Männer auf 30 Quadratmetern leben und auf dreistöckigen Kojen schlafen“, erzählt Julija.
Mitarbeiter des Presseclubs wurden der Steuerhinterziehung in großem Umfang und der Mittäterschaft an einer Straftat beschuldigt (Artikel 243 Teil 2 des Strafgesetzbuches). Die Angehörigen der Inhaftierten überwiesen etwa 43.600 US-Dollar auf das Konto des Untersuchungskomitees, um die angeblich unbezahlten Steuern zu begleichen.
Die zwei weiteren im „Presseclub-Fall“ inhaftierten Personen, Ksenija Luzkina, Mitglied des Koordinierungsrates der belarusischen Opposition und ehemalige Journalistin der staatlichen Beltele-Radio-Kompanie sowie Dsjanis Sakalouski, der ehemalige Betreiber des staatlichen Fernsehens, bleiben im Gefängnis. Nach dem Ausscheiden aus dem Staatsfernsehen war Luzkina mit der Schaffung eines unabhängigen Fernsehsenders beschäftigt.
Der „Presseclub Belarus“ war mit Forschungsaktivitäten beschäftigt, organisierte und führte Bildungsvorträge und Seminare für Journalist*innen durch. Im Juli 2021 wurde die Organisation durch einen Beschluss des Exekutivkomitees der Stadt Minsk zusammen mit mehreren Dutzend anderer NROs aufgelöst.