Maryja Kalesnikawa liegt seit über einem Monat im Krankenhaus
Wie „Viasna“ von anderen Gefangenen erfahren hat, ist Maryja immer noch nicht aus dem Krankenhaus der Strafkolonie Homel zurück in ihre Gefangeneneinheit entlassen worden: „Kalesnikawa ist noch im Krankenhaus, aber ihr Zustand ist nicht sehr gut, sie ist ziemlich dünn“.
Wir erinnern daran, dass die politische Gefangene am 28. November mit einem perforierten Geschwür und einer Bauchfellentzündung auf der Intensivstation gelandet ist. Sie wurde operiert und in die Krankenstation verlegt. Ihr Vater Aljaxandr Kalesnikau durfte seine Tochter am 5. Dezember besuchen. Der 10-minütige Besuch fand unter Aufsicht eines Arztes und des Gefängnispersonals statt. Es ist bekannt, dass Maryja zumindest zu Beginn ihres Krankenhausaufenthalts von drei Männern bewacht wurde, von denen einer ein Maschinengewehr trug. Kalesnikawas Anwalt durfte sie nicht sehen und seine Arbeitslizenz wurde Anfang Dezember entzogen.
Vor der Verlegung auf die Intensivstation wurde Maryja Kalesnikawa rund 10 Tage in einer Strafzelle festgehalten, unter dem erfundenen Vorwurf, dass sie gegen ihre Haftbedingungen verstoßen habe. Dort war es sehr kalt, sodass die politische Gefangene kaum schlafen konnte. Sie wurde mehrmals ohnmächtig, hatte hohen Blutdruck und Übelkeit.
Im August 2020 war Maryja Kalesnikawa als Koordinatorin des Wahlkampfteams des oppositionellen Präsidentschaftskandidaten Wiktar Babaryka tätig, und nach seiner Verhaftung schloss sie sich dem Team von Swetlana Tichanowskaja an. Im September 2020 wurde sie von Einsatzkräften entführt und man versuchte, sie aus dem Land zu deportieren, aber sie zerriss ihren Pass an der Grenze zur Ukraine und wurde daraufhin verhaftet. Im September 2021 wurde sie wegen Verschwörung zur Machtergreifung schuldig gesprochen und zu 11 Jahren Gefängnis verurteilt.