Eisenbahner in Belarus wegen Sabotage-Verdachts massenhaft verhaftet
Seit dem Beginn des Einmarsches der russischen Armee in die Ukraine, auch von belarusischem Territorium aus, ist in Belarus ein „Schienenkrieg“ ausgebrochen. Belarusische Eisenbahner werden wegen Verdachts auf Sabotageakten massenhaft verhaftet.
Um die Bewegung russischer Militärgüter in die Ukraine zu verlangsamen und zu behindern, beschädigen die belarusische Guerillakämpfer die Bahninfrastruktur. Meist werden Schaltschränke an den Schienen beschädigt, was die Benutzung der Strecken stark beeinträchtigt. Jeder dieser Schränke kostet etwa 50 Tausend US-Dollar und nur wenige Einrichtungen im Land reparieren die Komponenten.
Trotz der Einschüchterung durch die Einsatzkräfte gehen die Partisanenaktivitäten unvermindert weiter. Am 15. März wurde ein Schaltschrank auf der Strecke Damanawa-Ljasnaja in Brand gesetzt, am 16. März gab es einen ähnlichen Vorfall auf der Strecke Farinawa-Sagatje und am 17. März – am Hauptbahnhof Worscha. In der Nacht des 25. März wurden zwei Relaisschränke auf der Strecke Barysau-Nawasady in Brand gesetzt. Zwei weitere Schaltschränke wurden am 28. März zwischen der Haltestelle Sawezki und dem Bahnhof Werejzy verbrannt.
Auf der Suche nach „Eisenbahnpartisanen“ führt der KGB zahlreiche Razzien in den Städten, in denen die Sabotageakte stattgefunden haben, durch. Sie nahmen Bahnmitarbeiter fest, durchsuchen ihre Wohnungen und kontrollieren ihre Telefone. Die Durchsuchungsbefehle umfassen so schwerwiegende Tatbestände wie Spionage, Hochverrat und terroristische Handlungen. In den letzten Tagen wurden in ganz Belarus über 30 Bahnangestellte festgenommen.
Am Abend des 30. März 2022 veröffentlichte ein regimetreuer Telegram-Kanal „Geständnisvideos“ von 28 Personen, Bahnangestellten unterschiedlichen Alters, Fachrichtungen und aus verschiedenen Städten. Angeblich waren sie alle Abonnenten beim Telegram-Kanal „Live. Gemeinschaft der Eisenbahner von Belarus“, deren Chat in Belarus als extremistische Formation eingestuft ist. Darüber hinaus wurden vier weitere Eisenbahner in Homel festgenommen, mindestens einer von ihnen wurde in die KGB-Untersuchungshaft gebracht.
Außerdem wurde eine Sondereinheit interner Truppen eingesetzt, um die Gleise und die Infrastruktur der Belarusischen Eisenbahn zu bewachen. In der Nacht des 30. März 2022 brachen mehrere Personen zwei Schaltschränke in der Nähe des Bahnhofs Babina nahe Babrujsk ein; es gelang ihnen, einen der Schränke in Brand zu setzen. Die „Gesetzeshüter“ patrouillierten zu dieser Zeit auf den Gleisen. Sie eröffneten das Feuer, aber die Guerillas konnten unverletzt entkommen.
Nach Angaben der Vereinigung ehemaliger Ordnungskräfte BYPOL stecken Teilnehmer des „Peramoha“-Plans („Sieg“), eines Mobilisierungsplans der Opposition zum Sturz des Regimes, hinter den neuesten Sabotageakten auf den Bahnstrecken.