„Die Nacht der erschossenen Dichter“ – weltweite Gedenkveranstaltungen
In der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 1937 wurden im Kurapaty-Gebiet in der Nähe von Minsk 108 belarusische Dichter, Schriftsteller, Übersetzer, Kritiker, Staatsvertreter und Wissenschaftler von den Henkern Stalins erschossen. Die grausamen Säuberungen von den vermeintlichen „Feinden des Volkes“ unter den Belarusen dauerten von 1929 bis 1938 an. Über diesen Zeitraum hinweg fielen mehr als 500 bedeutende Kulturschaffende dieser brutalen Kampagne zum Opfer. Über 100.000 Menschen wurden ins Exil gezwungen, hingerichtet oder in die Gulag-Lager geschickt.
Jährlich versammeln sich die Belarusen, um diesen Opfern zu gedenken und sie zu ehren, indem sie die Werke der ermordeten Dichter lesen. Laut Salidarnasc fanden in diesem Jahr Gedenkveranstaltungen in mindestens 16 Ländern auf der ganzen Welt statt, wobei etwa 50 verschiedene Orte auf der Sammelkarte markiert waren. Jedoch fanden keine dieser Veranstaltungen in Belarus statt. Darüber hinaus werden in Belarus derzeit 134 Kulturschaffende aus politischen Gründen in Gefängnissen festgehalten. Darunter befindet sich einer der Gründer des Kurapaty-Mahnmals.
Belgien
Wie Nasha Niva berichtete, hielt die belarusische Uni-Kirche in Antwerpen in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober ein Gedenkgebet für die Seelen der im NKWD-Gefängnis erschossenen Vertreter der belarusischen Intelligenz ab.
Litauen
Eine Gedenkveranstaltung fand in Vilnius statt, bei der ausländische Botschafter, öffentliche Aktivisten und prominente Persönlichkeiten aus der Welt der Kunst und Literatur zusammenkamen. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer lasen Gedichte von Autorinnen und Autoren, die in der Vergangenheit unterdrückt wurden, und solchen, die heute noch mit unter der Unterdrückung leiden. Zusätzlich trat in diesem Jahr ein Kinderchor mit einer ergreifenden Aufführung auf.
Polen
In Warschau richtete das Museum of Free Belarus eine literarisch-theatralische Veranstaltung mit Beteiligung von Kupalaucy aus, bei der sie Gedichte der erschossenen Dichter rezitierten. Darüber hinaus wurde im Rahmen der Veranstaltung ein Vortrag mit dem Titel „Belarus ist (nicht) erschossen“ von dem Historikers Ales Smalenchuk gehalten.
An diesem Tag führte der VOLNY-Chor in der St.-Alexander-Kirche in Warschau Lieder auf, die von den Werken von Ales Dudar, Tsishka Hartny und Michas Tscharot inspiriert waren, welche von den Bolschewiki getötet wurden, sowie von den Repressionen-Opfern Mikalay Shchahlou-Kulіkovіch, Natalia Arsiennieva, Mikola Ravienski und anderen.
Schweiz
Mitglieder des belarusisch-schweizerischen Vereins RAZAM zollten ebenfalls den hingerichteten belarusischen Autoren Respekt.