An der Grenze zu Belarus sterben Menschen. Wer ist schuld?
An der Grenze zu Belarus sterben Menschen: In den letzten paar Wochen wurden mehrere Leichen von Migranten an der Grenze gefunden. Die Toten werden zwar auf belarusischem Territorium gefunden, dennoch beschuldigen Grenzschutzbeamte ihre europäischen Kollegen, berichtet Malanka Media. Was passiert an den Grenzen von Belarus? Und wer ist schuld am Tod von Menschen?
Letzte Woche fanden belarusische Grenzbeamte fünf Leichen von Migranten an der Grenze zu Lettland und zwei weitere Tote an der Grenze zu Polen. Die belarusischen Grenzschutzbeamten erklärten ihre Kollegen im Ausland hierfür verantwortlich und versprechen, diese Todesfälle genau zu untersuchen. Laut der Freiwilligenorganisation Grupa Granica sind seit Beginn der Migrationskrise allein an der polnischen Grenze mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen. Am häufigsten tritt der Tod durch Unterkühlung oder als Folge von Verletzungen ein.
Wer ist schuld?
Es ist bemerkenswert, dass die Leichen zwar von belarusischen Grenzschutzbeamten auf ihrem Territorium gefunden werden, aber sie machen dennoch die benachbarten Länder — Polen, Litauen und Lettland – für alles verantwortlich. Am Vorabend kommentierte Sergei Kabakovich, ein Vertreter des Untersuchungsausschusses, die jüngsten Todesfälle von Migranten und beschuldigte Nachbarn, „das Leben von Flüchtlingen zu entwerten“ sowie „Todesbataillone an der Grenze zu legalisieren, die sich mit der Hinrichtung von Flüchtlingen befassen“.
Letzte Woche sprach auch Alexander Lukaschenko zu diesem Thema. Er sagte, dass die Nachbarländer jeden Tag die Leichen von toten Migranten nach Belarus „rüberwerfen“. Darüber hinaus machte er die EU für die Migrationskrise verantwortlich und kündigte seine Bereitschaft an, darüber hinwegzusehen und mit den Verhandlungen zu beginnen. Tatsächlich begann die Migrationskrise im späten Frühjahr/Sommer 2021 und wurde vom Lukaschenko-Regime initiiert.
Doch egal wie Lukaschenkos Regime versucht, die Schuld auf ihre Nachbarn zu schieben, die Fakten sagen das Gegenteil.. Kürzlich veröffentlichte der Staatliche Grenzschutz Lettlands ein Video, in dem Personen aus dem Ausland Leichen an die Grenze zwischen Belarus und Lettland herüberbringen. Danach werden sie von belarusischen Grenzschutzbeamten „gefunden“. Am 27. Oktober bemerkten lettische Dienste eine Gruppe von Menschen auf der belarusischen Seite, die einen Körper auf selbstgemachten Bahren trugen. Lettische Grenzschutzbeamte gingen an den Tatort, an dem sie sahen, dass eine noch ein anderer Körper ohne Lebenszeichen an die Grenzlinie getragen und am Boden liegen gelassen wird. Nach einer Weile nahmen die belarusischen Grenzsoldaten die Leichen wieder mit.
Laut lettischen Grenzschutzbeamten müssen sie regelmäßig einen Krankenwagen an die Grenze rufen, um Menschen zu helfen, die auf das Territorium Lettlands gebracht oder dort erwischt werden. Oft sind sie stark unterernährt und frieren und es ist nicht immer möglich, ihnen zu helfen.
Die belarusische Seite leistet Migranten keine Hilfe. Laut Menschenrechtsaktivisten von Human Constanta haben sie wiederholt an das Grenzkomitee und den Rettungsdienst appelliert, Such- und Rettungsaktionen in der Grenzzone von Belarus durchzuführen. In den meisten Fällen weigerten sich die öffentlichen Dienste, nach Migranten zu suchen und ihnen Hilfe zu leisten.
Die Migrationskrise ist nicht vorbei: Seit Anfang 2023 wurden mehr als 38 Tausend Versuche, vom belarusischen Territorium aus illegal in die EU einzureisen, gestoppt.