ICAO erstellt Bericht über Ryanair-Vorfall in Belarus
Die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) hat ihren Bericht über die erzwungene Ryanair-Notlandung an die Mitgliedsländer übermittelt. Am 23. Mai 2021 wurde ein Ryanair-Flugzeug, das von Athen nach Vilnius flog, zur Landung auf dem Flughafen Minsk-2 gezwungen, nachdem die Besatzung vom Flughafen eine Nachricht über eine Bombe an Bord erhalten hatte. Im Laufe der Ermittlungen besuchte ein ICAO-Vertreter Litauen, Polen und Belarus und prüfte Unterlagen, die von anderen betroffenen Ländern, darunter Griechenland, Irland und der Ukraine, vorgelegt wurden.
Die Journalisten der „Nowaja Gaseta“ konnten den Text des 30-seitigen Berichts einsehen, der unter anderem ein Diagramm des Flugs des Passagierflugzeugs und des es begleitenden Jagdflugzeugs der belarusischen Luftwaffe enthält. Auf der Grundlage der verfügbaren Dokumente kommt die Untersuchung zu dem Schluss, dass die Meldung über eine Bombe im Flugzeug als absichtliche Täuschung zu betrachten ist.
Die Frage der Beteiligung der belarusischen Behörden an der Inszenierung der „terroristischen Bedrohung“ bleibt offen. Insbesondere wurde in dem Bericht die Aussage des Fluglotsen, der mit der Ryanair-Besatzung verhandelte, nicht berücksichtigt. Dem Fluglotse Aleh Halehou gelang es, Belarus zu verlassen, und er teilte den polnischen Strafverfolgungsbehörden mit, dass ein Vertreter des belarusischen KGB während des gesamten Landevorgangs neben ihm war und seine Verhandlungen mit dem Flugzeug vollständig kontrollierte.
Der Journalist Raman Pratasewitsch und seine Freundin Sofia Sapega, die an Bord waren, wurden festgenommen und stehen immer noch unter Hausarrest. Beide wurden als politische Gefangene eingestuft. Als Reaktion auf den Vorfall verhängte die Europäische Union ein Überflugverbot im EU-Luftraum für belarussische Fluggesellschaften und legte strengere Sanktionen fest.
Am 31. Januar werden Vertreter des ICAO-Rates eine Diskussion auf der Grundlage der Ergebnisse des Berichts führen. Swetlana Tichanowskaja dankte der Organisation und betonte, dass der Bericht „die Täter nicht benennt, sondern lediglich als Ausgangspunkt für die Untersuchung des Verbrechens dient“.