197 Jahre Gefängnis für 12 Angeklagte im Fall Autuchowitsch
Der politische Gefangene Mikalai Autuchowitsch wurde zu 25 Jahren Haft mit verschärften Bedingungen verurteilt, von denen er die ersten fünf im Gefängnis verbringen muss. Dies ist ein noch nie dagewesenes Urteil in einem politisch motivierten Fall in Belarus.
Zusammen mit Autuchowitsch wurden 11 weitere Personen zu Haftstrafen von 2,5 bis 20 Jahren verurteilt: der orthodoxe Priester Siarhei Resanowitsch, seine Frau Ljubou Rezanowitsch, ihr Sohn Pawel Rezanowitsch, sowie Aktivist*innen Halina Derbysch, Uladsimir Hundar, Volha Mayorawa, Iryna Melcher und ihr Sohn Anton Melcher, Iryna Haratschkina, Viktor Sniahur und Pawel Sava. Insgesamt wurden sie zu 197 Jahren Gefängnis verurteilt und müssen zudem umgerechnet fast 100.000 US-Dollar an Geldstrafen zahlen.
Die sogenannte Autuchowitsch-Gruppe wurde beschuldigt, „die Regierung mit Hilfe der ukrainischen Sicherheitsdienste stürzen zu wollen“, „terroristische Anschläge zu planen und durchzuführen“ und angeblich Waffen aus der Ukraine zu importieren. Die meisten der in den Fall verwickelten Personen sagen aus, dass sie sich untereinander nicht einmal kannten. Darüber hinaus soll die „Autuchowitsch-Gruppe“ angeblich die Gefangennahme russischer Soldaten in Belarus auf Anweisung der ukrainischen Spezialdienste vorbereitet haben, um sie zu foltern und die von ihnen erlangten Informationen weiterzugeben – obwohl zum Zeitpunkt der Verhaftung der Angeklagten im Jahr 2020 keine Rede davon war, russische Soldaten in Belarus zu stationieren.
Der Prozess im Fall Autuchowitsch dauerte fünf Monate und lief seit dem 19. September hinter verschlossenen Türen ab. Alle in den Fall verwickelten Personen befinden sich seit 22 Monaten in Untersuchungshaft. Während des Prozesses wurden die Gefangenen misshandelt: Sie wurden für Anhörungen in winzige Käfige gesteckt, vor jeder Anhörung zwangsweise entkleidet, damit ihre Kleidung geröntgt wird, sie wurden psychisch unter Druck gesetzt, in eine Strafzelle gesteckt und ihre Korrespondenz wurde blockiert. Uladsimir Hundar, der nur ein Bein hat, wurde im Gefängnis seine Prothese weggenommen, und während der Verhöre durch den KGB musste er sich ohne Krücken fortbewegen. Aus Protest gegen das Briefverbot trat Autuchowitsch in einen 23-tägigen trockenen Hungerstreik, nach dem seine Nieren zu kollabieren begannen. Uladsimir Hundar befindet sich seit 11 Tagen im Hungerstreik, um gegen seine Unterbringung in Einzelhaft zu protestieren.
Menschenrechtsaktivisten haben Autuchowitsch und andere in seinem Fall Verurteilte als politische Gefangene anerkannt. Mikalai Autuchowitsch, ehemals ein erfolgreicher Unternehmer, hatte diesen Status bereits 2005 und 2010. Damals war er insgesamt sieben Jahre und fünf Monate in Haft, die längste Haftstrafe unter allen belarusischen politischen Gefangenen.