Politische Prozesse am 20. September
Eine Russin, Iryna Wikholm, wurde wegen Verleumdung von Lukaschenko zu anderthalb Jahren in einer Strafkolonie verurteilt. Wikholm lebt seit etwa 10 Jahren in Brest und hat auf mehreren Internetseiten gebloggt. Sie wurde bereits im Mai 2021 festgenommen, aber erst im September wurde darüber berichtet. Grundlage des Strafverfahrens war Irynas Post auf Twitter. Wikholm verlinkte auf einen Artikel des russischen BBC-Dienstes über den Ryanair-Vorfall und fügte die Überschrift hinzu: „Lukashenkos weiteres Verbrechen: Ein Akt der staatlichen Luftfahrtpiraterie“.
Politischer Gefangener, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender des Exekutivkomitees der Stadt Mahiljou Uladsimir Dudarau, wurde zu siebeneinhalb Jahren in einer Strafkolonie verschärften Regimes verurteilt, angeblich wegen Betrugs und Machtmissbrauchs, tatsächlich aber als Mitglied der Initiativgruppe von Viktar Babaryka.
Ein ukrainischer Staatsangehöriger, der 33-jährige politische Gefangene Michail Ferenz, wurde zu drei Jahren in einer Strafkolonie verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, im vergangenen Jahr an Protestmärschen teilgenommen und den Telegramkanal „Smelyja Ljudsi“ (Mutige Menschen) verwaltet zu haben. Michail stammt aus Donezk und lebt seit neun Jahren in Belarus. Nach seiner Inhaftierung wurde er sieben Monate lang als Ausländer in der Akreszina -Untersuchungshaftanstalt festgehalten und wartete auf seine Abschiebung aus dem Land. In seiner Abschlusrede sprach der politische Gefangene über die unmenschlichen Haftbedingungen während dieser Monate. Anstatt jedoch in sein Heimatland zurückgeschickt zu werden, wurde er angeklagt und in ein Untersuchungsgefängnis gebracht. Die siebenmonatige Inhaftierung in der Akreszina-Untersuchungshaftanstalt wurde jedoch nicht auf seine Strafe angerechnet. Der politische Gefangene bekannte seine Schuld im Prozess nicht, er verweigerte die Aussage.
Politischer Gefangener Timur Hasisau, ein Aktivist der Initiative „Sumlennyja Ljudsi“ (Ehrliche Menschen), wurde zu zwei Jahren Haft mit offenem Vollzug (Chemie) verurteilt, weil Timur am 4. Oktober 2020 an einer Massenveranstaltung teilgenommen und die Straße blockiert hatte. Er wurde am 16. Juni während einer Aufführung von „Weißes Kaninchen, rotes Kaninchen“ festgenommen.